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Geschichte des Monats September 2025

Wenn ein Wolf besiegt wird

Wenn ein Wolf besiegt wird, geschieht etwas, das uns Menschen zum Nachdenken bringen sollte.

 

In der Wildnis kämpfen Wölfe um Rang und Revier. Zähne blitzen, Muskeln spannen sich, der Boden bebt unter ihrem Ringen.

 

Und dann, im Moment größter Gefahr, passiert das Unerwartete: Der Verlierer rollt sich auf den Rücken, legt den Hals frei und gibt sich scheinbar schutzlos hin.

 

Doch anstatt zuzubeißen, hält der Sieger inne. Die Zähne verharren, der Atem stockt, das tödliche Ende bleibt aus.

 

Denn tief in den Genen dieser Tiere liegt eine uralte Erinnerung: Das Leben des Rudels ist wichtiger als die Befriedigung des eigenen Zorns.

 

Ein besiegter Wolf wird nicht getötet. Er wird verschont, weil die Gemeinschaft ohne ihn ärmer wäre.

 

Forscher haben dieses Verhalten immer wieder beobachtet. Es ist kein Zufall, sondern Teil einer jahrtausendealten Ordnung.

 

Wölfe wissen, dass Stärke nicht im Zerstören liegt, sondern im Erhalten. Der Sieg über den Tod, nicht über den Artgenossen, macht sie groß.

 

Wie viel könnten wir Menschen von dieser Weisheit lernen. Wir, die uns noch immer in Kriegen verzehren, uns für Stolz, Macht oder verletzte Eitelkeit gegenseitig vernichten.

 

Während wir Mauern bauen und Grenzen ziehen, lehren uns Wölfe: Es gibt keinen Ruhm im Töten eines Gefallenen, und keine Ehre im Triumph über Schwäche.

 

Vielleicht liegt wahre Größe darin, innezuhalten, wenn wir könnten zerstören. Vielleicht beginnt Menschlichkeit dort, wo wir beschließen, einander leben zu lassen.

 

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