Inge Willwacher
Heilpraktikerin
Praxis für Psychotherapie
und Familienberatung
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Geschichte des Monats März 2025
Versöhnlichkeit
Eine östliche Geschichte handelt von einem strengen und autoritären König, der verlangte, dass alle Untertanen ihn »Strahlende und Ehrwürdige Gottheit« nennen. Er mochte diesen Titel und bestand auf ihm. Eines Tages stellte er fest, dass ein alter Mann sich weigerte, ihn so zu bezeichnen. Der König beorderte ihn zu sich und fragte ihn, warum er sich dagegen sträube. »Nicht aus Widerstand oder Mangel an Respekt, sondern einfach weil ich dich nicht so sehe«, sagte der alte Mann. »Es wäre nicht aufrichtig.«
Für seine Aufrichtigkeit zahlte er einen hohen Preis. Der König befahl, den Alten ein Jahr lang in einen schrecklichen Kerker zu sperren; nach Ablauf dieser Frist ließ er ihn erneut kommen. »Hast du deine Meinung inzwischen geändert?« – »Tut mir leid, aber ich sehe dich immer noch nicht so.« So musste er ein weiteres Jahr in der finsteren Zelle verbringen - mit nichts als Brot und Wasser; er verlor noch mehr Gewicht, blieb jedoch bei seiner Meinung.
Der König war erzürnt, aber auch neugierig. Er beschloss, den alten Mann freizulassen und ihm heimlich zu folgen. Der kehrte in seine armselige Fischerhütte zurück, wo seine Frau ihn mit großer Freude begrüßte.
Die beiden redeten miteinander, während der König in seinem Versteck ihnen lauschte. Die Frau war wütend auf den König, weil er ihr zwei Jahre lang den Mann weggenommen und ihn derart unmenschlich behandelt hatte. Der alte Mann hingegen vertrat einen anderen Standpunkt: »Er ist nicht so schlecht, wie du denkst«, sagte er. »Schließlich ist er ein guter König. Er hat sich um die Armen gekümmert, Straßen und Krankenhäuser gebaut, gerechte Gesetze verkündet.«
Der König war zutiefst beeindruckt von den Worten dieses alten Mannes, der keinen Groll gegen ihn hegte, sondern, im Gegenteil, seine Tugenden zu erkennen vermochte. Er fühlte, wie eine Welle bitterer Reue ihn im Innersten ergriff. Weinend kam er aus seinem Versteck heraus und trat vor den Mann und dessen Frau: »Ich muss dich nachdrücklich um Entschuldigung bitten. Trotz allem, was ich dir angetan habe, empfindest du keinen Hass gegen mich.« Der alte Mann war überrascht und erwiderte: »Was ich sagte, hat gestimmt, o Strahlende und Ehrwürdige Gottheit. Du bist ein guter König.«
Der König traute seinen Ohren nicht. »Du hast mich Strahlende und Ehrwürdige Gottheit genannt ... Warum?«
»Weil du fähig warst, um Verzeihung zu bitten.«
Ferrucci, Piero (2005): Nur die Freundlichen überleben. Warum wir lernen müssen, mit dem Herzen zu denken, wenn wir eine Zukunft haben wollen. Berlin: Allegria. S. 50-51
♥ Copy Please! ♥ mit freundlicher Einladung von Günter W. Remmert, Dipl. theol., M.A. phil.
https://www.wachstums-impulse.de/pdf/schmiede-brief%200311.pdf
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